Die Einwohnerzahl der Stadt war von den 14.000 vor dem Krieg auf knapp 4.000 geschrumpft. Die meisten Bürgerinnen und Bürger hatten in den letzten Kriegsmonaten die Stadt verlassen, um auf dem Land eine sichere Unterkunft zu haben. Viele befanden sich im Kriegseinsatz.
Die in der Stadt verbliebenen Menschen mussten auf Grund der großen Zerstörungen während des Jahres 1945 noch unter freiem Himmel campieren oder sich in den Ruinen Raum suchen. Lebensmittel, Kleidung, Brennmaterial und andere lebenswichtige Dinge waren stark rationiert, weswegen auch der Schwarzhandel blühte.
In einem Bericht der Militärregierung von November 1945 findet vor allem der Mangel an Lehrkräften, das Fehlen von Baumaterial zum Wiederaufbau, Kohle, Munition für die Polizei und Kleidung ihren Ausdruck. Ab dem 12. Oktober war (mit Gewichtsbegrenzung) auch wieder Paketverkehr, zumindest in der amerikanischen Zone, möglich. Die erste regelmäßige Tageszeitung erschien am 10. November 1945. Bis zum Frühjahr 1946 stieg die Einwohnerzahl der Neu-Ulmer Innenstadt wieder auf etwa 10.500 Personen. Schon 1947 fand das erste Volksfest mit einem Bierzelt statt – allerdings noch mit Dünnbier. Von einer „Normalität“ im Alltag konnte selbstredend noch lange nicht gesprochen werden, dennoch erholten sich manche Grundstrukturen des Alltags allmählich.
„Niemand kann ermessen, wie das gewesen ist, als man dann wieder abends ins Bett gehen konnte ohne Angst vor Alarm. Man hatte sich tatsächlich danach gesehnt, daß es endlich aufhört. Nach fünf Jahren Krieg war man aufgebraucht.“
So schildert eine Zeitzeugin (Jahrgang 1909) noch im Jahr 1985 das Gefühl der „Stunde Null“.