ENDE//ANFANG: Neu-Ulm 1945
Blick auf die Häuser in der Augsburger Straße aus der Ludwigstraße, 1946
Blick auf die Häuser in der Augsburger Straße aus der Ludwigstraße, 1946

Stunde Null: Zerstörung und Not

Achtzig Prozent der Stadt waren zerstört. Schutt und Brandherde überall. Die Feuerwehren erreichten wegen der Bombentrichter nicht alle Häuser und die Menschen bildeten Ketten, um Wasser mit Eimern, Schüsseln und verschiedenen Behältnissen von der Donau zu den Bränden weiterzureichen. In der Zentralschule wurde ein Notquartier errichtet. Auch in den Bunkern wurden Lager eingerichtet.

Die so genannte „Stunde Null“ war weit mehr als eine Zeit des Staubabklopfens und weiter zur Tagesordnung übergehen. Es war eine Zeit der tiefsten Not, in der die Menschen traumatisiert von ihren Erlebnissen und ohne Perspektiven mit dem Rest ihres Lebensmutes um die Wiederherstellung der mindesten Lebens-bedingungen wie Essen, Unterkunft, Arbeit und nicht zuletzt ihre Gesundheit kämpfen mussten. Über 9.000 Obdachlose wurden in die umliegenden Orte verteilt. Jeder, der ein Zimmer übrig hatte, musste kriegsgeschädigte Menschen aufnehmen. Jeden Tag fuhren sie zurück zu ihren unbewohnbaren Häusern, um zu retten, was noch brauchbar war. In Listen, unter anderem vom Roten Kreuz, suchten sie täglich nach Lebenszeichen ihrer Familien und ihrer Freunde.

Die amerikanischen Truppen zogen erst am 23. April 1945 in Ulm und zwei Tage darauf in Neu-Ulm ein.

„Leben tun wir noch, aber haben tun wir nichts mehr.“
Mutter von Anne Gerstlauer

Zeitstrahl