Eine Poterne ist ein überbauter Gang in einer Festung zum gedeckten Übergang von Bereichen innerhalb der Festung, zu Anlagen vor dem Wall oder zum Zweck eines Ausfalls. Das langgestreckte Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert an der Schützenstraße wurde im Zweiten Weltkrieg zur Rettungsstelle umfunktioniert.
Ein Grundrissplan aus dem Jahr 1938 zeigt den Aufbau der Rettungsstelle. Sehr systematisch wurden die Patientinnen und Patienten, getrennt nach Frauen und Männern, vom Zugang über den Vorhof auf der linken Seite durch die Gasschleuse in die Räume geführt. Ankleideräume und Duschräume (Brause) sind im Plan gelb umrandet. In den sechs darauf folgenden Räumen befanden sich Liege- und Warteräume sowie der Behandlungsraum. In den beiden diagonal stehenden Räumen in der Spitze rechts befanden sich ein Warteraum für den Abtransport (oben) und die Schleuse zum Ausgang (unten).
„Ein rotes Kreuz wurde auf das Dach des Krankenhauses und auf die Poterne an der Schützenstraße gemalt.“
August Welte
Ein rotes Kreuz ist auch heute noch zu sehen. Ebenso ist in der Laibung des Einganges der Schriftzug „Rettungsstelle“ noch gut lesbar. Im Plan ist ein Treppenaufgang eingezeichnet. Vermutlich befand sich im Obergeschoss bzw. auf dem Dach die Flakbatterie von der Josef Keller im Zitat oben spricht. Ein Foto aus dem Jahr 1943 zeigt ein Hinweisschild mit den nächstgelegenen öffentlichen Luftschutzräumen in der Poterne 8 und dem evangelischen Kirchplatz. Neu-Ulm hatte insgesamt vier öffentliche Luftschutzräume. Die zwei anderen befanden sich unter dem heutigen Rathausplatz und in der Kasernstraße, Ecke Maximilianstraße.
„In der Poterne 8 war unser Bunker. Wir wohnten als Bereitschaft von etwa 8 Mann dort im Bunker. Tagsüber haben wir gearbeitet und nachts wachten wir im Bunker. Auf den Betrieb und auf den Bunker gingen Brandbomben nieder. Zuletzt war im Bunker noch eine Flakbatterie und dadurch bekam dieser Bunker auch etwas ab.“
Josef Keller